Kursangebot:
Schnitt und Pflege von alten Obstbäumen
unter den Aspekten Naturschutz, Sorten- und Baumerhalt
30 Teilnehmer konnten am 14.3.2015 beim Obstbaumschnittkurs begrüßt werden.
Aus dem ganzen Landkreis und vereinzelt auch darüber hinaus kamen Obstbaumbesitzer und Obstbaumpfleger zusammen, um in Theorie und Praxis die Besonderheiten des fachgerechten Schnittes an alten Obstbäumen zu lernen. Die Teilnehmer trafen sich am Hof der Familie Gröbmeyer in Weyarn. Sie zeigten sich überaus interessiert an den Ausführungen der fachkundigen Referenten Dr.-Ing. Dominikus
Kittemann und Dipl.-Ing. Sebastian Saurle.
Nachdem in den 60er bis 80er Jahren kaum Obstbäume nachgepflanzt wurden, fehlt in unseren Obstgärten heute eine ganze Baumgeneration. Heute gilt es, die alten Bäume mit ihrer Sortenvielfalt möglichst lange zu erhalten. Saurle betonte, dass gerade die alten Bäume Lebensraum für eine Vielzahl von Tierarten, darunter insbesondere verschiedene Vogelarten, Siebenschläfer und Wildbienen sind.
Mit fachgerechtem Schnitt soll die Stabilität der Altbäume erhalten, die Vergreisung verhindert und ein regelmäßiger und hochwertiger Fruchtertrag gefördert werden.
Kittemann erläuterte, wie dies im Einzelnen gehen soll und zeigte anhand eines mitgebrachten Jungbaumes erst einmal die allgemeinen Wachstums- und Schnittgesetze wie Triebspitzenförderung, Oberseitenförderung, starker Schnitt/starkes Wachstum, die beim Pflanzschnitt genauso gelten wie beim Erziehungsschnitt und beim Altbaumschnitt. Zwei Teilnehmer durften sich über ihre Preise beim abschließenden Quiz freuen: zwei junge Obstbäume.
Im praktischen Teil gab es zunächst eine kleine Werkzeugkunde, die insbesondere auf Hilfsmittel für das Arbeiten in großer Höhe einging.
Saurle übte mit den Teilnehmern, einen Altbaum zunächst aufmerksam zu betrachten, seine Gesamtstatik, seine Vitalität und den Kronenaufbau. Ziel ist es, die frühere Struktur mit Stammverlängerung und Leitästen zu erkennen und den Baum zur Bildung von Neutrieben an der richtigen Stelle anzuregen. Nur in besonderen Fällten sollte ein größerer Eingriff in die Kronenstruktur erfolgen. Generell sind große Schnittwunden (über 10 cm) zu vermeiden.
In zwei Gruppen aufgeteilt, wurde je ein Baum bearbeitet. Das Arbeiten in der Höhe übernahmen die Referenten, doch die Teilnehmer gaben auf Basis des Gelernten an, wo welcher Ast zu schneiden ist. Dabei wurde bisweilen intensiv diskutiert, was zeigte, dass es beim Obstbaumschnitt keine allgemeingültige Wahrheit gibt. Letztendlich ist es wichtig, genau zu beobachten, wie der Baum auf den Schnitt reagiert und in den Folgejahren nachzuarbeiten.
Schon jetzt lädt der Kreisverband für Obst-, Gartenbau und Landespflege Miesbach zu einer weiteren Veranstaltung in Sachen Obst ein: Sebastian Saurle wird am 18. Juli im d’Obstgarten in Dürnbach einen Kurs über die „Naturnahe Sommerbehandlung von wüchsigen Obstbäumen (Sommerschnitt)“ leiten.
Literaturempfehlungen:
- Obstbaumschnitt in Bildern (H.W. Ries, Obst- und Gartenbauverlag Munchen)
- 1x1 des Obstbaumschnitts: Bild für Bild (Heinzelmann, Nuber; Ulmerverlag)
- Pflanzung und Pflege von Streuobstwiesen – Naturgemäßer Obstbaumschnitt für die Praxis
(Landschaftspflegeverband Aschaffenburg, www.schlaraffenburger.de)
- Kronenpflege alter Obsthochstämme (Hans-Thomas Bosch; Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee KOB)
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